„Mohr im Hemd“ ist eines der klassischen Lieblingsdesserts aus Kindheitstagen. Aber so ganz unbefangen tropft das Schlagobers nicht mehr über die dunkle Schokoladensauce wie das früher einmal war. Ali, der Schelm, heißt die Hauptfigur von Martin Horvath in seinem Roman „Mohr im Hemd oder Wie ich auszog, die Welt zu retten“. Der Autor lässt Ali Geschichten aus dem Wiener Asylantenheim erzählen und bedient sich dabei der Satire um inhaltlich schwere Kost so zu servieren, dass der Bissen nicht im Hals stecken bleibt. Gelingt der Kunstgriff des beißenden Spotts? Ja, meinen wir, auch wenn es dem Übertreibungskünstler Ali nicht immer gelingt über die „Unterwanderungsstiefel“ und den Bergausflug nach Kärnten zu schmunzeln. Außergewöhnlich beeindruckend der Stil der Lesung: Der Musiker Martin Horvath liest nicht einfach nur, er überrascht mit Gesangseinlagen, Schubert-Liedern und einer Eigenversion der „10 kleinen Negerlein“. Er wechselt Dialekte, Stimmlagen und Ausdruck als hätte er ein Schauspielstudium absolviert und mit der Darbietung der Lesung entsteht ein lesenswertes Gesamtkunstwerk, das sich explizit auch an Weltverbesserer und andere Narren wendet.