Die Dokumentation des Wildbestandes durch Fotografie ist für den gebürtigen Hinterthierseer ein wesentlicher Bestandteil seiner Revierbetreuung und Ausdruck einer verantwortungsvollen weidmännischen Gesinnung.
Dein liebster Platz in den Bergen?
Sepp: Mein liebster Platz ist dort, wo keine Menschen sind und die Tiere ungestört leben können.
Gibt es solche einsamen Plätze in Thiersee?
Sepp: Ja natürlich, aber ich werde sie nicht preisgeben, um die Tiere nicht zu vergrämen.
Was sagst du als Jäger zur rasant ansteigenden Anzahl an Mountainbikern?
Sepp: Jeder kann seinen Sport ausüben, aber nur auf jenen Wegen, die als Radwege ausgewiesen sind. Die unvernünftigen Biker kommen einem sogar schon auf den Bergwanderwegen entgegen, sozusagen über Stock und Stein vom Gipfel herunter. Das ärgert alle Wanderer sehr und das muss nicht sein.
Wie bist du zur Jägerei gekommen?
Sepp: Die Wildbeobachtung war schon als Kind mein großes Hobby, ich hatte bereits damals die Gelegenheit, Jäger zu begleiten, und so entschloss ich mich mit 18 Jahren die Jagdprüfung zu machen. Nach weiteren fünf Jahren legte ich dann die Prüfung zum Jagdaufseher erfolgreich ab und bin seitdem sehr stark engagiert.
Der Beruf des Försters wäre keine Alternative gewesen?
Sepp: Der Förster hat seinen Schwerpunkt bei den Bäumen, ich beim Wild und das war mir wichtiger.
Was denkst du über die im Gelände frei fahrenden Schifahrer?
Sepp: Im Winter haben es die Tiere generell schwer, sich im Schnee fortzubewegen. Wenn sie dann noch zusätzlich gestört werden oder flüchten müssen, ist der Energieverbrauch enorm hoch und führt zu Verlusten. Die Schifahrer sollten sich unbedingt an die Hinweisschilder halten und nicht im Wald herumschreien und wie die Wilden herumkurven.

Bruno Bär ist ja bekanntlich durch Hinterthiersee gezogen. Was denkst du da?
Sepp: Bruno war sicherlich ein gestörtes Tier, sonst wäre er nicht durch besiedeltes Gebiet gewandert. Ich hab ihn nicht leibhaftig gesehen, wir haben ihn damals auch nicht gesucht. Wir haben dann nur die von ihm ausgeräumten Bienenstöcke gefunden. Der Bär geht genau da, wo es ihm gefällt, kein Mensch hat ihn absichtlich nach Bayern getrieben, wo sie ihn dann erschossen haben. Auch ein Wolf hat sich einige Zeit im Großraum Thiersee aufgehalten. Gott sei Dank ist er wieder weiter gezogen, denn er hat Schafherden und Jungtiere in den Abgrund gejagt. Die Tiere sind dann elendiglich zugrunde gegangen. Auch in der Nähe von Fütterungen hat er Wild gerissen, daraufhin sind die Wildschäden größer geworden, weil die Tiere nicht mehr regelmäßig zur Fütterung kamen.
War der herum streunende Wolf für den Menschen eine Bedrohung?
Sepp: Niemals, leider wird in den Kinderbüchern viel Schlechtes über den bösen Wolf geschrieben, einen Menschen würde er aber niemals angreifen.
Was hältst du von der Wiederansiedlung von Wölfen, Luchsen und Bären?
Sepp: Solche Tiere brauchen riesengroße unbesiedelte Landschaften, wo sie der Beute ungestört nachstellen können. In Tirol ist das eigentlich nur noch für den Luchs möglich.


Isst du gerne Wildbret?
Sepp: Wildbret ist das natürlichste Fleisch, es enthält keine Impfstoffe, es ist mager und gesund. Ich spreche von meinem eigenen Wild, nicht von den Wildgehegen – aber auch dort leben die Tiere noch mit großem Auslauf.
Welche Wildtiere leben rund um Hinterthiersee?
Sepp: Am meisten verbreitet sind Reh und Gamswild, auch mit den Rotwildbeständen sind wir noch zufrieden. Gott sei Dank gibt es bei uns noch das Auerwild und das Birkwild. Auch der Schneehase und das Schneehuhn sind in unseren Bergen ab 1.500 Meter zu Hause. Fuchs-, Dachs-, und Hasenbestände sind auch noch zahlreich vorhanden. Adler, Bussarde, Falken, Sperber und Käuze sind unsere heimischen Beutegreifer. Eine Besonderheit ist die „Albino-Gams“ auf der Pendlingsüdseite. Es gibt sehr viele Murmeltiere, z.B. auf der Mariandlalm, Wildenkaralm, Trainsalm und im Bereich des Schnittlauchgrabens.
Wie schaut es mit den Fischen aus?
Sepp: Unsere Fischer sind sehr bemüht, in den Gebirgsbächen immer wieder Gebirgsforellen und Saiblinge neu nach zu besetzen, denn die Fischreiher und Kormorane siedeln sich immer mehr an. Diese sind fast gänzlich geschützt, haben keine Feinde und machen damit leichte Beute.
Wie wird der kommende Winter?
Sepp: Ein paar Einheimische prophezeien einen ganz starken Winter aufgrund der Königskerzen, die heuer sehr hoch sind, und aufgrund der Form der Ameisenhaufen. Für die Wildtiere ist ein warmer langer Herbst wichtig, um sich genügend natürliche Reserven anfressen zu können. Damit kommen die Tiere besser über den Winter.

Kennst du alle Wildtierspuren im Schnee?
Sepp: Nach so vielen Jahren Erfahrung gibt es für mich nur wenige nicht definierbare Spuren oder Fährten.
Welche Wanderung soll unser Gast unbedingt unternehmen?
Sepp: Wenn es um eine sportliche Herausforderung geht, dann empfehle ich die Tour über Wildenkar zum Sonnwendjoch und dann hinunter nach Ackern. Wenn es um die Wildtiere geht, sieht man fast immer Gemsen und Murmeltiere auf dem Wanderweg von der Grabenbergalm zum Veitsberg oder im Schnittlauchgraben. Eine gemütliche Wanderung zum Starten ist der Höhlenstein mit seinem Gipfelkreuz mit schöner Aussicht ins Inntal und auf die umliegende Bergwelt.
Du bist ein großer Naturfreund. Brauchst du dazu unbedingt ein Schießgewehr?
Sepp: Nein. Da die natürlichen Regulierer des Wildbestandes wie Wolf, Bär oder Luchs vom Menschen verdrängt wurden, müssen wir eine bestimmte Auslese treffen. Ansonsten müsste der Wald an zu großen Verbiss- und und Fegeschäden leiden. Wild und Wald sollten im Einklang sein. Auch die strengen Winter führen beim Wild zur natürlichen Auslese, die dem verantwortungsvollen Jäger hilft.

Merkst Du etwas von der Klimaerwärmung im Thierseer Wald?
Sepp: Meiner Meinung nach geht die Nebelgrenze nach oben und ich bin überzeugt davon, dass „Chemtrails“ bewusst eingesetzt werden, was leider nur die wenigsten wissen. Wir sollten uns alle öfters den Himmel anschauen, ob er wirklich noch so blau wie früher ist? Der wirkliche Winter kommt seit einigen Jahren nach Dreikönig und die Kälte dauert länger an.
Was wünscht du dir von der Politik in Bezug auf Wild und Wald?
Sepp: Es gibt politische Gruppierungen, die Wolf und Bär ansiedeln möchten: Davon halte ich nichts. Fördern sollte man die Wissensvermittlung in den Schulen: Dort übernehmen wir Jäger Aufklärungsarbeit, um Fehlverhalten im Wald zu vermeiden, bzw. nehmen wir die Kinder zu den Fütterungen mit, damit sie erleben, wie das Wild gefüttert wird, und um den Kindern zu zeigen, wie wichtig Ruhe im Fütterungsgebiet ist. Naturschutz ist ein Gebot der Stunde für alle politischen Gruppierungen.
Was bedeutet Natur für dich?
Sepp: Natur bedeutet Erholung, Abschalten, immer wieder Wunder erleben. Ich bin in der Natur, seit ich ein kleines Kind war, ich könnte nie in einer Stadt leben. Hinterthiersee ist für viele zu weit vom Schuss, für mich ist das kein Thema.
Was war dein schönstes Jagderlebnis?
Sepp: Ich mag die Frage gar nicht hören, ich bin kein Schießfanatiker, mir geht es um die Beobachtung des Tierverhaltens und um das Festhalten der schönsten Momente mit der Kamera.