Eine Holzkapelle und die Statue der Maria
Überirdisch Unterirdisch

Eine frostige Reise in die Thierseer Unterwelt

Den Anfang dieses Artikels macht das Ende von Thiersee: In der Eishöhle auf der Hundalm scheinen Zeit und Raum vergessen. Bizarre Eisformationen und der größte Tropfstein von Tirol.

Die Natur schafft seit Jahrmillionen unter der Erde eine wahre Wunderwelt, in der Klaustrophobie und Düsternis keinen Platz haben. Unsere magisch-mystische Galerie zeigt, dass diese Höhle weit mehr als finsteres Loch im Fels ist.

Der Baumeister der Thierseer Eishöhle war und ist die Natur, denn das Eis bildete sich durch Sickerwasser, das durch Fugen und Spalten im Fels in die Höhle gelang. Im Innern des Eispalastes fängt mancher Besucher an zu frösteln, denn die Temperaturen klettern selten über 6 Grad, und die Begehung dauert eine Stunde. Das bis zu 7 Metern dicke, ganzjährig vorhandene Höhleneis sorgt für eine relativ beständige Temperatur von cirka 4 Grad Celsius, wobei im Frühjahr die niedrigsten Temperaturen erreicht werden. Dann bildet sich hier neues, frisches Eis. Über 122 Stufen geht es mit einem Höhlenführer abwärts in die Unterwelt, vorbei an Steinvorhängen, Tropfsteinsäulen und Rinnsalen.

Foto von Menschen, die in die Thierseer Eishöhle runtergehen

Die Eis- und Tropfsteinhöhle befindet sich auf der Hundalm im Gemeindegebiet von Angerberg, von Hinterthiersee aus mit einer Gehzeit von drei Stunden erreichbar. Der Eingang befindet sich auf 1515 m Seehöhe. Die Höhle ist über markierte Wege sowohl vom Inntal aus über die Buchackeralm als auch von Hinterthiersee aus über die Köglalm erreichbar. Sie ist die einzige touristisch zugängliche, eisführende Höhle in Tirol, in der ausschließlich in den Sommermonaten Führungen angeboten werden.

Das Gebiet rund um die Hundalm wird von hellem Wettersteinkalk und mittelgrauem Hauptdolomit aufgebaut. Die dazwischen befindlichen weicheren Gesteine der Raibler Schichten wurden tektonisch ausgequetscht und finden sich nur in kleinen Resten. Auf diesen kalkalpinen Gesteinen liegen Sandsteine, Konglomerate und fossilführende Karbonatgesteine auf. Die Hundalm Eis- und Tropfsteinhöhle, sowie alle anderen dort bekannten Höhlen, bildeten sich im Wettersteinkalk.

Nachweislich erstmals befahren wurde die Hund­­alm Eis- und Tropfsteinhöhle erst im Jahre 1921 durch Oskar Hossé und Leo Weirather, die durch den Hauptschacht mittels Drahtseilleitern einstiegen. 1956 erfolgte die Erklärung zum Naturdenkmal.

Der Landesverein für Höhlenkunde in Tirol mit Sitz in Wörgl baute die Höhle zu einer Schauhöhle aus, welche 1967 als damals erste Schauhöhle Tirols eröffnet wurde. Zur offiziellen Eröffnung fand am 15. August 1967 vor Ort eine Bergmesse mit 370 Besuchern statt. Im Jahr 2017 feierte die erste Schauhöhle Tirols ihr 50jähriges Jubiläum.

1984 wurde ein eisfreier, tieferer Höhlenteil entdeckt, der jedoch nicht öffentlich zugänglich ist.

Christus Tropfsteinformationen in der Eishöhle
„Christus“ Tropfsteinformationen in der Eishöhle.
Licht ist für den Bergmann ein unverzichtbares Gut, ohne das er seine Arbeit nicht verrichten kann: „Ein Bergmann ohne Licht ist ein armer Wicht“.
Zwei Menschen erkunden die Thiersee Eishöhle

Die Höhle ist schachtartig angelegt und der Eingang ist der höchste Punkt des Systems.

Der 180 m lange Führungsweg führt zuerst in den Haupthöhlenraum, der schöne Eisfiguren und bis zu mehrere Meter mächtiges Bodeneis aufweist. Am südlichen Ende der Höhle finden sich Tropfsteine, die großteils aber inaktiv und z.T. in Zerstörung begriffen sind. Untersuchungen von solchen Sinterproben haben Alter zwischen 120.000 und mehr als 350.000 Jahren ergeben. Der Führungsweg führt anschließend in einem Rundgang zum tiefsten Punkt der Schauhöhle (35 m unter dem Eingang), wo das tiefste und älteste Eis besichtigt werden kann. Nach einem Holzrest zu urteilen, der in diesem Eis gefunden und mittels Radiokohlenstoffmethode datiert wurde, ist dieses Eis etwa 1300 Jahre alt. Der touristisch nicht zugängliche tiefere Teil der Höhle, der als „Osterhalle" bezeichnete Abschnitt, besteht aus einem etwa nord-süd-orientierten Hauptgang mit einem kleinen See; aufgrund der höheren Temperatur in diesem Höhlenteil führt dieser kein Eis.

Die Besichtigung ist aus Sicherheitsgründen nur im Rahmen einer Führung möglich, wobei die Führer Mitglieder des Landesvereines für Höhlenkunde und somit bestens gewappnet für alle anstehenden Fragen rund um Höhlen und ihre Eigenarten sind. Zugänglich sind in etwa zwei Drittel der Höhle – gesamt reicht diese bis 45 Meter tief unter die Erde. Der sogenannte Eisdom ist mit seiner Länge von 25 m der größte Raum der Höhle, der sogenannte Christuskopf die markanteste Formation. Die sehr interessanten Führungen werden von verschiedenen Vereinsmitgliedern durchgeführt.

Bitte beachten: Warme Kleidung ist unerlässlich!

 Copyrights:
Bild 1,3,4 © Walter Pupikofer | Bild 2 © Peter Hofmann | Bild 4 © Tirol Werbung